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Lust am Weiterbauen
Christ & Gantenbein

Streng versus spielerisch. Grauer Carrara-Marmor versus roher Beton. Hier sechs, da fünfzehn Jahre bei annähernd gleichem Budget. Gleich zwei Museumserweiterungen des Baseler Architekturbüros Christ & Gantenbein wurden in diesem Jahr eröffnet. Bildende Kunst in Basel, Schweizer Landesgeschichte in Zürich.

Wie baut man ein Museum weiter? Wie gehen wir mit unserem architektonischen Erbe um? Was ist ein Museum in der Stadt heute? Eine Debatte, die in Deutschland und in der Schweiz, zumindest oberflächlich gesehen, gegenwärtig in verschiedene Richtungen läuft. Als Nichtschweizer ist man bei der Besichtigung des Kunstmuseums in Basel und des Schweizer Landesmuseums in Zürich für einen kurzen Moment irritiert: Während hierzulande die Flüchtlingskrise seit Monaten alles dominiert und so mancher Rezensent in vorauseilendem politischen Gehorsam auch von Museen fordert, sich stärker Geflüchteten zuzuwenden, scheint das alles in der Schweiz kein Thema zu sein. Der starke Zustrom von Migranten nach Europa ist hier nur in abgeschwächter Form spürbar. Doch auch jenseits der einseitigen deutschen Perspektive bleibt eine weitere, mittelfristig vielleicht interessantere Frage: Müssen Museen tatsächlich immer weiter wachsen? Ist groß irgendwann zu groß? Oder kann man sich nur so im globalen Wettbewerb um mediale Aufmerksamkeit behaupten?

An der Staatsgalerie Stuttgart fand im November letzten Jahres eine Tagung unter dem Titel „Grenzen des Wachstums“ statt. (1) Christiane Lange, die Direktorin der Staatsgalerie, konstatierte, dass die Zahl der Neugründungen von Museen in Deutschland seit 1990 um 56,7 Prozent gestiegen sei. Dazu kommen die Flächenerweiterungen der bestehenden Institutionen – die Fläche der Staatsgalerie Stuttgart ist seit 1984 um das Dreifache gewachsen. Der Kulturetat der Bundesrepublik ist dagegen über all die Jahre gleich geblieben. Lange forderte eine stärkere Konzentration statt Gießkannenprinzip, wenn man das bestehende Qualitätsniveau halten wolle. Die Großinstitutionen kannibalisieren die Kleinen oder allgemeines Mittelmaß? Wie ist das in der Schweiz? „Die Schweiz ist von der globalen Entwicklung nicht vollkommen abgekoppelt, doch das allgemeine Wohlstandsniveau ist hier nach wie vor sehr hoch. Diese Debatte wird nicht konfrontativ, sondern nur untergründig geführt.“ so der Schweizer Architekturtheoretiker, Kurator und Journalist Hubertus Adam. Zumindest nach außen gibt man sich also unbeeindruckt – und baut erst mal weiter.